Mulder: "Werden über alles nachdenken"

Der miese Auftritt gegen Paderborn am Freitagabend könnte Schalkes Trainer Kees van Wonderen noch vor den finalen beiden Ligaspielen den Job kosten. Der Verein denkt zumindest darüber nach, wie es Interimssportdirektor Youri Mulder ausdrückte.
Im Austausch: Kees van Wonderen (li.) und Youri Mulder beim Spiel gegen Paderborn. IMAGO/DeFodi Images
Alle im Lager des FC Schalke 04 hatten gute Gründe, um nach dem Offenbarungseid gegen den SC Paderborn sauer zu sein. Die Stimmung war - kein Wunder - allenthalben gereizt im Anschluss an das 0:2 gegen den Aufstiegsaspiranten.
Die Zuschauer mit blau-weißem Herzen quittierten den wehrlosen, uninspirierten und konzeptfreien Auftritt der Mannschaft in der Arena nach dem Abpfiff mit lautstarken Pfiffen. Sie waren zutiefst enttäuscht darüber, dass die Profis nicht einmal annähernd das hohe Niveau erreichen konnten, welches die Fans beim Anpfiff mit einer mal wieder beeindruckenden Choreografie vorgelebt hatten.
Die Spieler stellten sich in der Interviewzone selbst ein mieses Zeugnis für ihre Leistung auf dem Feld aus, Trainer Kees van Wonderen sprach auf der Pressekonferenz mit Blick auf die Darbietung von einer "Enttäuschung". Nicht zum ersten Mal - aber vielleicht zum letzten.
Denn allen voran einer, der ein gewichtiges Wort mitzureden hat in Trainerfragen, hielt sich mit einem Treuebekenntnis in Richtung van Wonderen schön zurück. Im Gegenteil: Angesprochen auf einen möglichen Trainer-Tausch noch vor Saisonende sagte Youri Mulder in seiner Funktion als Interimssportdirektor Sätze, die aufhorchen ließen.
"Wir werden über alles nachdenken, das ist klar", meinte Mulder, der damit einen bevorstehenden Krisengipfel andeutete. Er sprach von "einer Verantwortung", die man als Klubführung trage und der man entsprechend gerecht werden muss. "Es geht um den Verein und nicht um einzelne Personen."
Schalke sehnt sich seit Wochen nach dem Überschreiten der 40-Punkte-Marke, wobei mittlerweile klar ist, dass dies gar nicht mehr zwingend erforderlich sein wird. Ein einziges Pünktchen würde den derzeit bei 38 Zählern verharrenden Gelsenkirchenern genügen, um den direkten Klassenerhalt endlich einzutüten.

Beim HSV hat im Aufstiegsrennen das große Nervenflattern eingesetzt. Bekommt Merlin Polzin das Ruder herumgerissen? Oder gibt es in Hamburg bald gar eine Trainerdiskussion? Außerdem: Die Bayern-Frauen nach dem gewonnenen Pokal-Finale.
Die Abstiegsgefahr ist weiterhin nicht gebannt. Durch die Niederlage gegen Paderborn und den gleichzeitigen Kantersieg von Preußen Münster in Magdeburg (5:0), dank dem sich der Aufsteiger nun sogar gegenüber Schalke einen Torverhältnis-Vorteil erarbeitet hat, gestaltet sich die Lage zwei Spieltage vor Schluss für die Königsblauen noch einmal besonders misslich.
Van Wonderen selbst schließt, und das ließ er am späten Freitagabend durchblicken, einen Rücktritt aus. "Ich bin ein Kämpfer", sagte der Coach, als er auf die für ihn persönlich pikante Situation angesprochen wurde. "Ich laufe vor der Verantwortung nicht davon."
Das wirkte nur wenige Wochen nach seinem Amtsantritt gegen Ende der Hinrunde noch ganz anders. Damals war van Wonderen in der Chefetage vorstellig geworden, um seine Zweifel daran zu hinterlegen, ob er denn wirklich der Richtige für die Anforderungen auf Schalke sei.
Die Bosse ließen ihren Coach seinerzeit nicht raus aus der Nummer, haben seitdem aber stets die Befürchtung, dass van Wonderen womöglich die Brocken hinwirft, wenn ihm etwas über den Kopf wächst.
Als der kicker van Wonderen am Freitag fragte, was hinsichtlich eines möglichen Rücktrittsangebots der Unterschied sei zwischen der damaligen Situation und der jetzigen, erklärte der 56-Jährige: "Ich kenne die Mannschaft nun noch besser. Wir wissen um die Probleme."
Hoogland könnte übernehmenWer könnte van Wonderen im Schlussspurt ersetzen? Wieder Jakob Fimpel, der schon nach der Entlassung von Karel Geraerts im Herbst eingesprungen war und vier Punkte aus zwei Spielen holte (2:1 in Münster, 2:2 gegen Hertha BSC)? Theoretisch möglich, allerdings steckt der U-23-Coach mit seiner Regionalliga-Elf selbst tief im Abstiegskampf.
Realistischer scheint, dass Co-Trainer Tim Hoogland die Profis gegen Fortuna Düsseldorf und die SV Elversberg betreut, ehe im Sommer der neue, noch zu engagierende Cheftrainer übernehmen soll.
Die Trennung von van Wonderen nach Saisonschluss ist bereits beschlossene Sache und offiziell verkündet, die Abschiedstour des Niederländers könnte nach dem erneut enttäuschenden Auftritt seiner Wehrlos-Mannschaft nun ein jähes Ende finden.
kicker